Eine Deutsch-peruanische Schülergruppe zu Besuch in Panguana

Oktober 2023, Peru

Ein Bericht von Isabell Seifert (Schiller-Gymnasium Köln)

Die Schülergruppe posiert vor dem Lopuna-Baum hinter den Stationshäusern; Foto: Isabell Seifert

„Ist das schön hier!“, „So eine Idylle“, „Hier könnte ich ewig bleiben“, „Qué tranquilidad“, „Qué lindos los tapires“ – die Schülerinnen und Schüler aus dem Schiller-Gymnasium in Köln und dem Colegio Nacional de Yarinacocha waren begeistert, als sie nach einigen Stunden Busfahrt, einer Flussdurchquerung im Boot, einer einstündigen Wanderung durch den Urwald und einer Flussdurchquerung zu Fuß in Panguana ankamen – das Wahrzeichen Panguanas, die alles majestätisch überragende Lopuna (Ceiba samauma), hatte uns schon von weitem den Weg gewiesen. Verwalter Moro, seine Frau Nery und Armin Niessner, der als Wissenschaftler seit drei Jahren dort forscht, hießen uns herzlich willkommen. In Windeseile bezogen die Schüler ihre einfachen, sehr schönen Zimmer und setzten sich anschließend an einen reich gedeckten Mittagstisch. Wer hätte gedacht, dass wir in den folgenden drei Tagen kulinarisch von Nery und ihrem netten Küchenteam so verwöhnt würden! Jedenfalls schmeckte uns das Essen besonders gut und die Schüler fühlten sich von Anfang an sehr wohl an diesem abgelegenen Ort. Nach dem Essen zeigte uns Armin das Gelände, wir lernten die hauseigenen Tapire mit Nachwuchs und den Sternfruchtbaum kennen, gingen hinunter zum Fluss, in dem die Schüler sich immer wieder gerne abkühlten, und bewunderten den mächtigen Stamm der mehrere hundert Jahre alten Lopuna. Der grandiose, in allen Rottönen leuchtende Sonnenuntergang zusammen mit den immer lauter werdenden Urwaldstimmen der Zikaden und Vögel ergaben eine wunderbar friedliche Abendstimmung. So ähnlich muss das Paradies einst gewesen sein ….

Während eines Waldspaziergangs wird auch Panguanas größter Palmensumpf besucht; Foto: Isabell Seifert

An den nächsten beiden Tagen lernten wir den Regenwald, die wichtigsten Baumarten und ihre Besonderheiten kennen. So wanderten wir auf den Pfaden entlang und obwohl es sehr trocken war und sich die typisch feucht-warme Regenwaldatmosphäre nicht einstellte, sahen wir doch einige Insekten- und Vogelarten, Fledermäuse in ihren Tagverstecken und verschiedene, sehr schön gemusterte Amphibienarten in den Gebieten, die sonst Wasser führen. Unter den Pflanzen war der Kanonenkugelbaum (Couroupita guianensis) besonders beeindruckend – er bestach ebenso durch die Schönheit seiner am Stamm wachsenden, roten Blüten als auch durch den enormen Gestank seiner riesigen, kugelrunden Früchte. Interessant war auch die Einführung in die Biologie verschiedener Baumarten, deren Samen verschiedene Flugeinrichtungen entwickelt haben und sich so weit verbreiten können. Aber die Existenz dieses intakten Regenwaldes ist keine Selbstverständlichkeit und kommt nicht von alleine. Moro und Armin tun sehr viel dafür, dass das geschützte Waldgebiet erhalten bleibt. So wurde Moro viel Geld für den Verkauf eines Mahagonibaumes geboten, er widerstand. Offenbar hatte der, der das Angebot machte, nicht verstanden, worum es in Panguana geht.

Armin zeigte uns zahlreiche Details der von ihm betreuten Forschungsprojekte wie eine Malaise-Falle, die im Rahmen einer internationalen Biodiversitätserfassung der Universität Helsinki die Insektenvielfalt registriert und in Bezug zu Klimaveränderungen setzt, einen Cyclone Sampler zum Sammeln von Sporen aus der Luft, außerdem eine neu installierte Messstation, um den Gasaustausch zwischen der Atmosphäre und dem Regenwald zu untersuchen, die Herstellung von Pflanzenkohle und Terra preta zur Düngung und wie in einem Kreislaufsystem der Kot von Fischen als natürlicher Pflanzendünger für Kräuter und Gemüse genutzt werden kann (Aquaponik). Auch die Führung über das Gelände mit den vielen Nutzpflanzen und ihrem nachhaltigen Anbaukonzept (u. a. Kompostgräben) war sehr interessant, sie gab uns einen Einblick in innovative Anbaumethoden von Kaffee, Ananas, Cashew, Papaya, Baumwolle, Bananen und anderen Pflanzen.

Moro hat uns an einem Nachmittag ausführlich über die Geschichte Panguanas erzählt. Ohne seinen unermüdlichen Einsatz wäre Panguana kaum denkbar, er lebt seit vielen Jahrzehnten an diesem Ort und fühlt sich ihm eng verbunden. Auch wir haben ihm daher viel zu verdanken. Für unsere Gruppe war es ein unvergessliches Erlebnis.

Im Rahmen unseres Schulprojektes „Global denken – ökologisch handeln“, das von der vom BMWK finanzierten Organisation Engagement-Global unterstützt wird, arbeiten beide Schulen schon seit einigen Jahren gemeinsam an verschiedenen Projekten. Dazu gehört das Kennenlernen der Natur in den beiden Ländern ebenso wie die Erkenntnis, dass der Eingriff des Menschen in die Natur weltweit Folgen hat – ob es die illegale Goldwäscherei im peruanischen Amazonien, die Abholzung des Regenwaldes zugunsten riesiger Palmölplantagen oder die Zerstörung von Waldökosystemen durch den Braunkohletagebau bei Köln ist – wir sind alle aufgefordert, die Natur als Lebensgrundlage aller Menschen, so gut es sich mit modernen Ansprüchen vereinbaren lässt, zu schützen. Die Zeit in Panguana war für uns sehr erlebnisreich und beeindruckend, wir haben uns von Anfang an sehr wohl gefühlt und wir bedanken uns bei allen, die uns diese schöne Erfahrung ermöglicht haben.

„Hasta la próxima“ – wir würden uns sehr freuen!