Forschung

Die Erforschung des Ökosystems „Amazonischer Regenwald“ ist neben dem Naturschutz eine Kernaufgabe der Panguana Stiftung. Dabei haben die Forschungsaktivitäten der letzten 50 Jahre gezeigt, dass für ein tieferes Verständnis des Amazonischen Regenwaldes das Engagement mehrerer Generationen nötig ist. Aus den bisherigen vielfältigen wissenschaftlichen Arbeiten kristallisieren sich zahlreiche Ansätze und Themen heraus, die zukünftig interdisziplinär und in Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Institutionen verfolgt werden sollen. Hierfür werden auch weitere neue wissenschaftliche Kooperationspartner gesucht.

Günter Riedel (†, Zoologische Staatssammlung München) auf Insektenfang; Foto: Erich Diller

Forschungsschwerpunkte sind Baumkronenforschung, Indikatorarten und Klimawandel, Lebensraum Baumrinde, Bodenbiologie, Blüten und Bestäuber, Samenverbreitung, Pilze, Parasiten und ihre Wirte, Ameisen, Ameisengäste und Ameisenvögel, Raupen und ihre Futterpflanzen, Bromelien-Ökosysteme, Besiedlung ephemerer Kleinstgewässer, Biologie der Waldbäche und Tümpel.

Aktuelle Forschungsprojekte

Projekt LIFEPLAN:

Für dieses auch als „A Planetary Inventory of Life“ bezeichnete internationale Projekt, das von 2020 bis 2025 läuft, wurde im Schutzgebiet von Panguana ein Monitoring-Standort eingerichtet. Hier werden täglich meteorologische Daten gemessen und regelmäßig Luftproben (für Pilzsporen) sowie Boden- und Wurzelproben gezogen, akustische Signale aufgenommen, Insekten mit Malaise-Fallen gesammelt und Tiere mit Wildkameras fotografiert. Dieses Material wird nach Uppsala (Schweden) und Guelph (Kanada) gesandt, wo es zentral ausgewertet und mit den anderen 83 „globalen“ und 44 nationalen Standorten verglichen werden. Im Lifeplan-Projekt ist Panguana bisher der einzige Standort für den Amazonischen Tieflandregenwald.

Projekt RAINFOR:

Ziel dieses internationalen Projektes ist es, ein kontinuierliches Monitoring der Bäume des Amazonas-Regenwaldes an verschiedenen Standorten in den neun beteiligten Staaten durchzuführen. Im Schutzgebiet von Panguana werden seit 2014 auf einer 1 Hektar (= 10.000 m²) großen Parzelle alle fünf Jahre von einem internationalen Expertenteam Baumarten dokumentiert und Baumdurchmesser aufgenommen. 

Aufgrund der geographischen Lage von Panguana zwischen der Cordillera Oriental im Westen und dem Sira-Gebirge im Osten ist die Station ein besonders wertvolles Forschungsgebiet. Dieser einzigartige Standort bewirkt eine außergewöhnlich hohe Biodiversität. In den letzten Jahrzehnten wurden dort über 50 neue Arten gefunden und wissenschaftlich beschrieben. Einerseits haben viele Spezies in diesem Gebiet kleinräumige Verbreitungsareale, andererseits überlappt die Verbreitung zahlreicher Arten, was die regionale biologische Vielfalt zusätzlich erhöht. Daher ist Panguana ein herausragender Biodiversitäts-Hotspot.

Wirbeltiere

115
Säugetiere

57
Fledermäuse

380
Vögel

~80
Reptilien

>80
Amphibien

34
Fische

Insekten

600
Tagschmetterlinge

15000
Kleinschmetter­linge

520
Ameisen

62
Wespen

35
Pracht­bienen

140
Zikaden

35
Gottes­anbeterinnen

25
Stabschrecken

>100
Libellen

Weitere Wirbellose

>140
Spinnentiere

Die Bodenfauna von Panguana wird in der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM) im Projekt PANGArt bearbeitet, zurzeit vor allem die Milben, Spinnen und Skorpione.

Pflanzen

>500
Bäume

16
Palmen

Die reichhaltige Pilzflora Panguanas ist erst ansatzweise erforscht.

Die Tropische Schleierdame (Phallus indusiatus) bildet ihren Fruchtkörper nur eine Nacht lang; Foto: Robert Trusch

Die Flora von Panguana wird von Dr. Günter Gerlach (Botanischer Garten München-Nymphenburg) bearbeitet. Mehr zur botanischen Forschung finden Sie hier.

Regeln zum Sammeln von Tieren und Pflanzen in Panguana

Aufgrund der hohen Artenzahlen ist Panguana ein wichtiges Studiengebiet für naturkundliche Forschungssammlungen weltweit. Auch in Peru gelten für das Sammeln und den Verbleib der Tiere und Pflanzen bestimmte Vorschriften, die für Panguana in Kooperationsverträgen vereinbart und von der peruanischen Forstbehörde „Servicio Nacional Forestal y de Fauna Silvestre“ (SERFOR) vorgegeben sind (s. auch Dokument unten).